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Bahnhofsjubiläum: 100 Jahre Haltestelle Zellhausen

Am 1. Oktober 1908 hielt am Bahnhof in Zellhausen zum ersten Male ein Zug. Somit wurde die hiesige Haltestelle 100 Jahre alt. Dabei verwundert, dass die Bahnstrecke Hanau- Wiebelsbach-Heubach bereits im Jahre 1882 eröffnet wurde und die Züge tatsächlich 28 Jahre lang an Zellhausen vorbeifuhren, ohne anzuhalten. Das geschah sehr zum Ärger der zahlreichen Zellhäuser Industriearbeiter, die vornehmlich in Hanau, Offenbach oder auch Frankfurt ihren Arbeitsplatz hatten und auf das neue Verkehrsmittel „Bahn" dringend angewiesen waren. Sie mussten nämlich an allen Arbeitstagen zu Fuß oder auch mit dem Rad bis zum Bahnhof Seligenstadt gelangen, um dort zuzusteigen. Erst von 1908 an konnten sie dann endlich die Haltestelle Zellhausen benutzen.

Wie kam es zu dieser „Verspätung?" Bei der Planung und dem Bau der Bahn waren die Behörden auf die Zusammenarbeit mit den Gemeinden angewiesen. Doch damit scheint es gerade in Zellhausen nicht allzu gut bestellt gewesen zu sein. So standen die Gemeindebehörden den ursprünglichen Plänen der Bahn ablehnend gegenüber, durch eine andere Streckenführung für Zellhausen eine ortsnahe Haltestelle zu ermöglichen. Man fürchtete den Verlust kostbaren Ackerlandes. So aber plante die Bahn letztlich ohne Beteiligung der Gemeinde an Zellhausen vorbei und baute nahezu ausschließlich auf staatseigenem Gelände und in direkter Linienführung die Strecke Seligenstadt-Babenhausen, Zellhausen blieb, wie auf dem Kartenausschnitt ersichtlich, buchstäblich links liegen. Beim Bau wurden viele tausend cbm Erde bewegt. Unter den Arbeitern waren auch viele Zellhäuser.

Innerhalb der hiesigen Bevölkerung wuchs die Zahl der Industriearbeiter und damit der Bahnbefürworter immer mehr an. Nach Inbetriebnahme der „Ernst-Ludwig-Bahn" im Jahre 1882 konnte es jedoch nur noch um eine Haltestelle für Zellhausen an der bestehenden Strecke gehen. Der weite Weg an den Bahnhof würde bleiben. Doch auch in dieser Frage zeigte sich die Gemeinde wenig kooperativ. So verweist die Bahn in einem Schreiben vom September 1897 darauf, dass eine Haltestelle so lange nicht gebaut werden könne, wie sich die Gemeinde Zellhausen weigere, den pflichtgemäßen Baukostenanteil von 1000-1200 Mark zu leisten. Dabei ging es freilich um eine Mindestausstattung, bestehend aus Bahnsteig, offener Wartehalle und Toilette.

Letztendlich konnte sich die Gemeinde nicht länger dem wachsenden Druck aus der Bevölkerung verweigern und machte den Weg für eine Haltestelle frei. Nach 28 Jahren war es endlich so weit: Beim Bürgermeister ging im September 1908 ein Schreiben der Eisenbahndirektion ein, in dem kurz und knapp mitgeteilt wurde, dass

„... der zwischen den Stationen Babenhausen und Seligenstadt neu errichtete Haltepunkt Zellhausen am 1. Oktober d.J. für den Personen- und Güterverkehr eröffnet wird. Sonstige Abfertigungen von und nach Zellhausen finden nicht statt."

Geschichts- und Heimatverein Mainhausen