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Das Alter der Zellhäuser Befestigungsanlage genau bestimmt

„Das Ergebnis der Untersuchung der Holzpfähle, die westlich von Zellhausen bei Grabungen der Unteren Denkmalschutzbehörde des Kreises Offenbach und des Geschichts- und Heimatvereins Mainhausen im Herbst entdeckt wurden, liegt jetzt vor", freut sich Erste Kreisbeigeordnete Claudia Jäger. „Die vorsichtige Einschätzung anhand der Jahresringe von Hans Tisje aus Neu-Isenburg, die von einem Fälldatum um 940 ausging, wurde durch das Dendrochronologische Labor Westphal Frankfurt bestätigt. Die Eichen, aus denen die Pfähle hergestellt wurden, wurden etwa 937 gefällt. Das ist natürlich eine Sensation!"

Im September wurden die Reste einer Befestigungsanlage untersucht, die aus einer Mauer und einem vorgelagerten Graben bestand. Diese Anlage wurde 1953 durch den ehemaligen Bodendenkmalpfleger Karl Nahrgang entdeckt und durch kleine Grabungsschnitte erforscht. Erst seit dem vergangenen Jahr kam es zu großflächigeren Untersuchungen, bei denen in einem 21 Meter langen Baggerschnitt der über zwei Meter tiefe Graben freigelegt wurde. Völlig überraschend war die Entdeckung von angespitzten Holzpfählen, die schräg in den Sandboden eingeschlagen waren, um die unteren Grabenränder zu befestigen. Damit ergab sich die Möglichkeit, über die Jahrringe der Bäume den Zeitpunkt der Errichtung der Anlage genau zu bestimmen, denn die Keramikfunde in der Grabenfüllung ließen nur eine grobe Einschätzung in das 9. bis 13. Jahrhundert zu.

„Jetzt rätseln die Archäologen, wer zu dieser Zeit und zu welchem Zweck eine so aufwendige und 10.000 Quadratmeter große Befestigungsanlage bei Zellhausen errichten ließ", berichtet Claudia Jäger. „Vermutlich handelte es sich um einen großen befestigten Wirtschaftshof, verkehrsgünstig an der heutigen Bahnhofstraße gelegen, die im Mittelalter eine wichtige Fernverkehrsstraße zwischen Aschaffenburg und Frankfurt war. Vielleicht sollte die Anlage vor den Ungarn schützen, die immer wieder in das Reich einfielen, angeblich soll Seligenstadt 920 davon betroffen gewesen sein. Aber auch die Auseinandersetzungen zwischen den regionalen Machthabern oder Aufständen gegen den König können Grund für dieses Bauwerk gewesen sein. Bedauerlicherweise sind keine schriftlichen Quellen zu der Ansiedlung bekannt, die hierüber Aufschluss geben. Die zugehörige Zellkirche wird erst 1344 erstmals erwähnt; zu dieser Zeit haben Mauer und Graben offensichtlich nicht mehr existiert. Vielleicht kommen die Forscher dem Geheimnis nächstes Jahr auf die Spur. Dann soll eine Fläche im Inneren der Anlage, wo Gebäudereste vermutet werden, untersucht werden."