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In Zellhausen wurde wieder gegraben

Bereits zum neunten Mal war der Zellhügel in der Gemeinde Mainhausen Ort für eine archäologische Grabung. In den ersten beiden Aprilwochen haben bis zu zwölf freiwillige Helfer aus dem ganzen Kreisgebiet eine rund 130 Quadratmeter große Fläche „unter die Lupe genommen“. Die Organisation lag beim Geschichts- und Heimatverein aus Mainhausen, die Grabungsleitung hat die Untere Denkmalschutzbehörde des Kreises Offenbach. Erste Fundstücke haben Landrat Oliver Quilling und die Bürgermeisterin der Gemeinde Mainhausen Ruth Disser am Freitag präsentiert.

Ausgrabungen 12.04.2019

Bei den Arbeiten wurden Mörtelschichten mit Steinen freigelegt und ein etwa fünf mal fünf Meter großer Brandfleck ausgegraben. Das Fundament einer ottonischen Befestigungsmauer mit Resten aus mächtigen Steinen ist ans Licht gekommen. Auch ein Mauerversturz und ein Graben wurden entdeckt. Der Mauerversturz und die Mörtelschichten gehören zu einer bereits bekannten Befestigung des frühen zehnten Jahrhunderts. Brandfleck und Graben werden in die vorausgehenden Karolingerzeit datiert. Weitere Fundstücke wie Keramik, Tierknochen und Metallteile runden das Ergebnis ab. Von der mittelalterlichen Fundstelle stammen noch einige Fibeln, bronzene Gewandspangen, die teilweise mit Emaileinlagen verziert sind, sowie Münzen aus verschiedenen Epochen.

„Es ist immer wieder spannend, was die zahlreichen ehrenamtlichen Helfer auf dem Zellhügel ans Tageslicht befördern“, freuen sich Landrat Oliver Quilling und Bürgermeisterin Ruth Disser. „Auch wenn die Fundstücke noch gesäubert und datiert werden müssen, so lassen sie die Vergangenheit ein Stück lebendiger werden.“

In den vergangenen Kampagnen wurden sowohl spätbronzezeitliche als auch römische und mittelalterliche Siedlungsspuren auf dem Zellhügel festgestellt. Spektakulär war 2011 die Entdeckung eines steinernen Kellers, der mit großer Wahrscheinlichkeit zu einem karolingischen Herrenhof gehörte. Die damaligen Bewohner wurden direkt an diesem Keller bestattet. Außergewöhnliche Fundstücke belegen, dass im neunten Jahrhundert hier der damalige Hochadel verkehrte. Von besonderem Interesse ist, dass in derselben Zeit Einhard in nur drei Kilometer Entfernung das Kloster Seligenstadt gründete.

Eine weitere spektakuläre Entdeckung war, dass dieser karolingische Herrenhof im frühen zehnten Jahrhundert zu einer massiven Befestigung ausgebaut wurde. Die bautechnische Ausführung und die dendrochronologische Datierung gefundener Eichenhölzer weisen sie als eine der typischen „Heinrichsburgen“ aus. Diese wurden nach dem Reichstag von Worms 926 nach der sogenannten Burgenbauordnung Heinrichs I. zum Schutz vor den fast jährlich in das Land einfallenden ungarischen Reiterhorden errichtet. Waren die Konradiner, denen in der fraglichen Zeit das Kloster Seligenstadt gehörte, auch die Bauherren am Zellhügel?

Bei den früheren Grabungen wurden fast 1.300 Quadratmeter archäologisch untersucht, nun kommen etwa 100 Quadratmeter hinzu. „Die Arbeiten sind nur möglich“, bedanken sich der Landrat und die Bürgermeisterin bei allen Beteiligten, „weil sich viele ehrenamtlich einsetzen und kostenlos Leistungen zur Verfügung stellen. Das gilt für die unermüdlichen Mitglieder des Geschichtsvereines ebenso wie für die Ehrenamtlichen aus dem ganzen Kreisgebiet oder das ortsansässige Unternehmen, das unentgeltlich baggert. Auch die Einwilligungen von Grundstückseigentümern und Landwirten sind Voraussetzung, dass die für die mittelalterliche Regionalgeschichte äußerst bedeutende Fundstelle Jahr für Jahr untersucht werden kann.“