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Mainhausen lehnt Block 6 des Kraftwerks Staudinger ab

Die Gemeinde Mainhausen lehnt die Erweiterung des Kraftwerkes Staudinger um den Block 6 am Standort Großkrotzenburg ab. Der Gemeindevorstand hat in seiner Sitzung am 09.02.2009 im Rahmen des derzeit laufenden Raumordnungsverfahrens folgende Stellungnahme beschlossen:

Der Neubau des Steinkohlenblocks 6 mit einer Leistung von 1.100 MW der E.ON Kraftwerke GmbH am Standort Großkrotzenburg wird aus folgenden Gründen abgelehnt:

1. Der Regionalplan Südhessen 2000 macht im Kapitel Energiedienstleistungen unter Punkt 8-5 Elektrizität folgende Vorgabe:

„Großkraftwerke (mehr als 200 MW) sollen nur erweitert oder an einem neuen Standort errichtet werden, wenn sich aus dieser Maßnahme in der Gesamtbetrachtung ökologische Vorteile ergeben".

Allein die Zunahme der Kohlendioxid-Emissionen aufgrund der höheren Leistung im Vergleich zur Nullvariante stellt insbesondere vor dem Hintergrund der Klimadiskussion eine ökologische Verschlechterung der Situation dar. Darüber hinaus wird auch eine Zunahme anderer Schadstoffe prognostiziert, die die gesundheitliche Belastung der hiesigen Bevölkerung weiter erhöht. So geht die „Umweltmedizinisch - humantoxikologische Bewertung" der Gesellschaft für Umwelttoxikologie und Krankenhaushygiene mbH von einer Zusatzbelastung der PM10 - und PM2,5 - Konzentrationen aus. Weiterhin treten zusätzliche Belastungen bei einigen Metallen (Arsen, Cadmium, Quecksilber, Nickel) sowie auch von Benzo(a)pyren auf, die die Irrelevanzgrenzwerte nach TA Luft überschreiten

Auch wenn das Institut zu dem Ergebnis kommt, dass es sich dabei um Belastungen handelt, wie sie „üblicherweise in städtischen Gebieten in Deutschland anzutreffen sind", wird gleich im nächsten Absatz darauf hingewiesen, dass aus präventivmedizinischer Sicht dafür Sorge getragen werden sollte, dass die aus dem Hausbrand und Verkehr stammende PM10- und PM2,5- Vorbelastung reduziert wird. Hier wird also allen Ernstes gefordert, dass die Bürger im Umkreis des Kraftwerkes ihre Hausheizungen drosseln und den Verkehr reduzieren, damit die zusätzlichen Belastungen des Blockes 6 kompensiert werden.

2. Energieexperten weisen schon seit langem darauf hin, dass die Energieversorgung der Zukunft dezentral erfolgen muss, um auch die entstehende Abwärme um Umfeld von Kraftwerken durch ein entsprechendes Nahwärmenetz nutzen zu können. Bei einem Kraftwerksblock in der geplanten Größenordnung von 1.100 MW ist dies nur zu einem kleinen Teil möglich. Der angegebene Wirkungsgrad von 45 % bedeutet, dass 55 % der eingesetzten und z.T. von Südafrika antransportierten Steinkohle nicht genutzt wird. Schon die erforderliche Kühlwassermenge von 0,7 m³ / s macht deutlich, welche Wärmemengen hier völlig ungenutzt dem Main zugeführt werden sollen. Der Block 6 des Steinkohlenkraftwerkes Staudinger soll 30 - 35 % des gesamten Strombedarfes des Landes Hessen decken. Von einer dezentralen Stromerzeugung kann damit nicht die Rede sein.

3. Darüber hinaus sinkt die Effizienz der Nutzung des Energieträgers Kohle durch den Energieaufwand seines langen Transportes aus China beziehungsweise Südafrika erheblich.

4. Ein Bedarf für den Neubau eines Großkraftwerkes im Rhein-Main-Gebiet wurde von E.ON nicht nachgewiesen. Die Elektrizitätsversorgung von Südhessen ist auch zukünftig gesichert.

5. Die öffentlich ausgelegten Unterlagen sind unvollständig, weil eine echte Nullvariante nicht untersucht wurde. E.ON vermeidet eine Bilanz nach der zeitlich absehbaren und angekündigten Stilllegung der Blöcke 1 bis 3 des Kraftwerkes, die den Bürgern der Region eine wirksame Entlastung bringen wird und das Szenario der Nullvariante darstellt.

6. Mainhausen liegt schon heute im Belastungsgebiet Untermain, in der die Bevölkerung seit Jahren einer erhöhten gesundheitlichen Belastung ausgesetzt ist. Die von der E.ON beauftrage Gesellschaft für Umwelttoxikologie und Krankenhaushygiene mbH geht in ihrer Gesamtbewertung von 4,5 zusätzlichen Krebsfällen pro 1 Million Einwohner aus. Aber auch diese vielleicht niedrig erscheinende Zahl ist zu hoch. Raumordnung und Landesplanung müssen vielmehr dafür Sorge tragen, dass sich die Zahl der Krebsfälle vermindert und nicht erhöht. Die Region ist durch Schadstoffe etwa des Kraftfahrzeugverkehrs, des Luftverkehrs beim Anflug auf den Flughafen Frankfurt, von Industrie und Gewerbe sowie der Heizungen erheblich vorbelastet. Erforderlich ist eine Prognose für die kommenden 4 Jahrzehnte, ob die Summe dieser zu ermittelnden Gesamtbelastungen die Anforderungen der Landesplanung und Raumordnung an die Qualität der Lufthygiene noch einhalten. Eine solche Untersuchung fehlt. Auch aus diesem Grunde sind die Unterlagen daher unvollständig.

Die aufgeführten Beispiele machen deutlich, dass sich mit dem Neubau des Blockes 6 keine ökologischen Vorteile ergeben - wie der Regionalplan Südhessen 2000 fordert - sondern mit einer erheblichen zusätzlichen gesundheitlichen Belastung der Bevölkerung verbunden ist. Darüber hinaus wird den Zielen des Klimaschutzes zuwidergelaufen.