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Petition gestartet: Erzieherinnen fordern mehr Schnelltests

Abstandsregelungen sind in Kitas kaum möglich, Maske tragen auch nicht. In einer Petition fordert eine Erzieherin aus Mainhausen jetzt mehr Schnelltests für die Beschäftigten. Schon mehr als 24.000 Menschen haben die Petition unterschrieben.

Wenn Erzieherin Michaela Gringmuth-Endraß ihren kleinen Schützlingen vorliest, dann machen es sich alle in der Kuschelecke gemütlich.

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Kinder und Erzieherin sitzen nah beieinander, tragen keinen Mundschutz, aus pädagogischen Gründen, wie Gringmuth-Endraß erläutert. Ein fast schon seltsames Bild in Zeiten der Pandemie, doch so es ist Alltag in der Kita "Klecksehaus" in Mainhausen - wie überall im Lande.

Dabei waren zwei Kinder in der Mainhäuser Kita bereits mit Corona infiziert, vorübergehend mussten die Gruppen geschlossen werden. "Ich gehe jeden Tag mit Bauchweh zur Arbeit. Ich habe jeden Tag Angst", sagt die 54-jährige Erzieherin. Immer wieder bekomme sie mit, mit wie vielen Menschen die Kinder sich am Wochenende träfen. "Sogar Geburtstagsfeiern mit 30 Leuten finden statt. Da ist leider auch zu wenig Einsicht bei manchen Eltern da", sagt sie.

Auch die 62-jährige Erzieherin Waltraud Hoffmann hat Angst. Sie gehört zur Risikogruppe, steht kurz vor der Rente und hat einen herzkranken Mann zu Hause. Deswegen versucht sie als Einzige im Erzieherinnenteam den Abstand mit den Kindern wenn möglich zu wahren. "Ich schränke selbst meine Kontakte ein, doch es gibt immer die Gefahr, dass ich die Infektion nach Hause nehme und meinen Mann anstecke. Davor habe ich wirklich große Angst", sagt sie.

Regelmäßig Händewaschen, alle 20 Minuten lüften. Die Kinder kennen die Hygieneregeln und kommen sehr gut damit zu recht, sagt Kita-Leiterin Selma Konakci. Um das Ansteckungsrisiko etwas zu sinken, dürfen die Kinder aus den verschiedenen Gruppen sich nicht mischen. Aktionen in den Gemeinschafträumen wie Werken oder Turnen müssen immer zeitlich genau abgestimmt werden. Auch das Spielen im Garten wird nach Zeitplan organisiert, Absperrbänder kreisen die Bereiche der einzelnen Gruppe ein.

Doch die Unsicherheiten bleiben: "Wir sind der einzige Berufsstand von dem erwartet wird, dass er ohne Masken oder Abstand arbeitet, wir sind völlig schutzlos und werden trotzdem am wenigsten beachtet", sagt Erzieherin Gringmuth-Endraß. Dass die Ängste nicht unbegründet sind, zeigt eine Studie der Krankenkasse AOK. Beschäftigte von Kitas fehlten demnach im vergangenen Jahr besonders häufig krankheitsbedingt wegen Covid-19 an ihrem Arbeitsplatz. Der Wert lag 2,2-fach über dem Durchschnittswert.

Um die Situation der Beschäftigten zu verbessern, hat Erzieherin Gringmuth-Endraß vor einigen Tagen eine Online-Petition verfasst. Sie fordert darin vor allem ein vereinfachtes Verfahren bei der Testung. "Wir möchten den Zugriff auf Schnelltests bekommen. Damit wir auch bei Verdachtsfällen getestet werden, auch wenn keine Symptome vorliegen", sagt sie.

Nach den neuen Bestimmungen sollen Beschäftigte von Kitas nun zumindest wöchentlich getestet werden - davor waren es alle 14 Tage. Erzieherin Gringmuth-Endraß erkennt darin aber keinen wirklichen Fortschritt. Denn die Tests fänden nur an bestimmten Tagen und dann auch noch während ihrer Arbeitszeit fernab der Kita statt.

Die Petition von Michaela Gringmuth-Endraß wurde - Stand Sonntagabend - bereits über 24.400-mal unterschrieben. Auch die Bildungsgewerkschaft (GEW) unterstützt die Forderungen der Petition. "Ich kann die Sorgen der Erzieherinnen bestens nachvollziehen", sagt Andreas Werther, Referent für Sozialpädagogik der GEW Hessen. Er fordert zudem, dass die Beschäftigten in Kitas in der Impfreihenfolge priorisiert werden.

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