Pressemeldungen

Rede der Bürgermeisterin zum Volkstrauertag 2016

Sehr geehrte Damen und Herren,

jedes Jahr finden wir uns hier ein.
Wir gedenken den Opfern von Krieg und Gewalt. Jedes Jahr … und das ist gut so.

Jedes Jahr gehen wir dann nach Hause, schalten den Fernseher oder das Radio ein und werden konfrontiert mit neuen Gewaltakten, weiteren Angriffen, Terroranschlägen, Opfern, Flüchtlingen und mit neuen Ängsten.

Die Frage nach dem Sinn der Kriege taucht sofort auf.

 

Wir fragen uns aber auch, Sie sehen es mir nach, welchen Sinn das Gedenken an sich hat.

Spätestens wenn wir an Orte denken wie: Mosul, Rakka, Ruanda, Somalia, Ukraine, Afganistan, Iran, Irak …

Wenn wir Überschriften lesen wie:

Syrische Rebellen haben nach eigenen Angaben mit der Offensive auf Rakka begonnen.

Dann zweifeln wir.

Und dann blicken wir mit einem komischen Bauchgefühl in die Türkei:

Der türkische Präsident Erdogan weist die Kritik an seinem Vorgehen gegen Presse und Opposition charf zurück: Europa unterstütze den Terrorismus.

Türkei geht auf Distanz zu Europa - Erdogan ignoriert Kritik des Westens

Tagtäglich sehen wir, wohin diese Handlungen uns führen. Wir wissen, dass diese Form der Vergangenheitsbewältigung keine Gerechtigkeit bringt. Jeder weiß das!!

Dann fühlen wir uns so hilflos.
Ich selbst sitze nur noch Kopfschüttelnd vor den Nachrichten. Und eine Antwort auf die Frage: WARUM ? bekommen wir nicht.

Vor einiger Zeit habe ich wieder ein Lied gehört, dass schon 1991 auf einem Album der Band PUR erschienen ist. Der Sänger, Hartmut Engler, sagte bedauernd: Das Lied ist heute noch genauso aktuell … Ich würde fast sagen, der Text war nie aktueller, als heute.

Und aus diesem Grund möchte ich den Text hier zitieren:

Kein Krieg

Kinderhände malen Bomben auf ein Blatt Papier
und ein rotes Fragezeichen, keiner kann doch was dafür.
Die Guten und die Bösen, die Rollen sind verteilt,
das Drehbuch hält mit Sicherheit kein Happy-End bereit.
Das Fadenkreuz im Bildschirm und dann ein heller Knall.
Nur streng geschminkte Ahnungen vom wirklichen Verfall.
Das Meer schlägt hohe Flammen, und schwarze Wolken ziehn, und mehr als sonst sieht man, die Leute leise betend knien.

Unschuld ölverklebter Federn, die Welt verliert die Schlacht,
bis nicht mal mehr Profitgier unseren Todeshändlern lacht.
Haßgeimpft im Wüstensand, im Herzen schon das Gift,
bis kein Mensch mehr am Leben bleibt und dann erst Frieden ist.

Schlimmer als ein Alptraum, Tote werden nicht mehr wach.
Die Bauern sind zuerst vom Feld bei dieser Art von Schach.
Kinderhände malen einen, der den Krieg verlor.
Im Radio läuft 'Brüder', und ich stell's mir gerade vor.

Nie mehr vergossenes Blut, kein Herz mehr blind.
Stell dir vor, daß Brüder endlich Brüder sind. Stell's dir vor.

Der Refrain lautet:

Kein Krieg ist heilig,
kein Krieg ist gerecht,
im Teufelskreis der Waffen
wird gestorben und gerächt.

Kein Krieg ist edel,
kein Krieg lebt von Mut,
er ist unvorstellbar grausam
und auch für sogenannten Sieger nur zum Verlieren gut.

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich für meinen Teil bin glücklich, dass wir in unserem Land seit 71 Jahren friedlich leben können.

Nach den beiden Weltkriegen, aber auch den vielen anderen größeren und kleiner Schlachten und Kriege in Europa ist es heute wichtiger denn je, dass wir diesen Frieden zu schätzen wissen.

Und damit bin ich wieder beim Volkstrauertag und unserem jährlichen Gedenken an die Opfer von Krieg und Gewalt.

Es ist wichtig, dass wir uns und den nachfolgenden Generationen immer wieder vor Augen führen wohin Kriege führen und wie wichtig es ist durchaus den einen oder anderen Kompromis zu finden. Problemlösungen ohne Waffen und Gewalt müssen immer das Ziel und das Ergebnis sein.

Wir müssen erinnern und wir dürfen nie vergessen. Genau aus diesem Grund ist es wichtig, dass wir uns hier jedes Jahr wieder treffen und den Opfern von Krieg und Gewalt gedenken. 

Denn einen Sieger gibt es nie – nach keinem Krieg.