Pressemeldungen

Rede zum Volkstrauertag von Bürgermeister Frank Simon

Sehr geehrter Damen und Herren

108 Jahre nach Beginn des 1. Weltkrieges – beziehungsweise 83 Jahre nach Beginn des 2. Weltkrieges und 77 Jahre nach dessen Ende sind wir heute – am Volkstrauertag - zusammen gekommen.

Warum stelle ich diese Daten an den Beginn meiner Rede? Diese beiden schrecklichen Kriege und das Gedenken daran geraten bei den jüngeren Generationen immer mehr in Vergessenheit.

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Das war leider nur bis vor kurzem so. Mit brachialer Gewalt werden wir in diesem Jahr daran erinnert, was Krieg bedeutet. Wenn auch nicht im eigenen Land, so aber doch mitten in unserem Europa. In Luftlinie von Mainhausen nicht einmal 1.000km entfernt.   

Täglich bekommen wir in den Nachrichten schockierende Bilder zu sehen und können das Leid der Menschen miterleben. Erstmals wird für viele ein Stück weit begreiflich, was Krieg bedeutet und was Krieg auslöst. Während Menschen an der Front ums Überleben kämpfen, kämpfen hierzulande viele Familien um ihre Existenz, welche plötzlich durch horrende Energiepreise und allgemein starke Kostensteigerungen gefährdet ist.

Viele Menschen haben Ihre Heimat verlassen und Familienangehörige zurückgelassen, ohne zu wissen, ob sie diese jemals wiedersehen. Auch in Mainhausen wohnen inzwischen rund 40 Menschen aus der Ukraine. Zum großen Teil Frauen mit ihren Kindern, während die Väter in der Heimat zurückgeblieben sind. Hier werden Schicksale schnell deutlich und in Gesprächen kann man das Leid förmlich spüren, welches allein von der Erzählung Gänsehaut hervorruft.

Für jeden unter uns wird plötzlich ein Stück weit nachvollziehbar, was Krieg bedeutet. Viel mehr wissen wir alle nun ein friedliches Miteinander zu schätzen und wie wichtig Frieden in der Welt ist.

Heute ist mit dem Volkstrauertag ein wichtiger Tag, um an vergangenes zu erinnern, an die Opfer zweier schrecklicher Weltkriege zu Gedenken und gleichzeitig die Bedeutung von Verständigung, Frieden und Versöhnung in den Blickpunkt zu stellen.

Und darum ist es auch so extrem wichtig, dass wir den Volkstrauertag als Erinnerung und Mahnung weiterhin und auch in diesen Zeiten begehen.

Unter jedem Grabstein liegt eine Weltgeschichte!!!

Dieser Satz stammt von Heinrich Heine. Unter jedem Grabstein eine ganze Welt.   —  Das stimmt für die Menschen, die das Glück hatten nach einem erfüllten Leben zu sterben. Heute gedenken wir aber jener, die nicht alt starben, die Ihr Leben noch vor sich hatten und noch nicht gelebt hatten.

Wir gedenken

der Menschen, die im Krieg starben, die Opfer des Krieges wurden. An die Kinder, Frauen und Männer.

Wir gedenken

-der Soldaten, die in den Weltkriegen starben. Hier vor Ort ganz speziell allen Gefallenen und Vermissten aus Mainhausen.
-der Menschen die durch Kriegshandlungen oder danach in Gefangenschaft, als Vertriebene und Flüchtlinge Ihr Leben verloren.

Wir gedenken derer

-die verfolgt und getötet wurden, weil sie einem anderen Volk angehörten
-Teil einer Minderheit waren oder deren Leben wegen einer Krankheit oder Behinderung als lebensunwert bezeichnet wurde

Wir gedenken derer

-die ums Leben kamen, weil sie Widerstand gegen Gewaltherrschaft geleistet haben und derer die den Tod fanden weil sie an ihren Überzeugungen und Glauben festhielten

Wir trauern

Um die Opfer der Kriege und Bürgerkriege unserer Tage
Um die Opfer von Terrorismus und politischer Verfolgung
Um die Bundeswehrsoldatinnen und Soldaten und andere Einsatzkräfte, die im Auslandseinsatz ihr Leben verloren.

Wir trauern mit allen die Leid tragen um die Toten.

Unser Leben steht im Zeichen der Hoffnung und Versöhnung unter den Menschen und Völkern. Ich bin deshalb hoffnungsvoll, dass sich die Menschheit der Verantwortung dem Frieden gegenüber stets bewusst ist oder schnellstmöglich wieder bewusst wird. Hoffen wir dies alle gemeinsam.