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"Wo Recht zu Unrecht wird, ist Widerstand Pflicht.“: Mehr als 500 Besucher erlebten den Abwehrkampf noch einmal

„Mit Smoke on the water, gespielt von Young United, wurden wir wieder 30 Jahre zurückversetzt“, damit eröffnete Bürgermeisterin Ruth Disser am letzten Freitag die Ausstellung „30 Jahre Räumung Mainhausen3“. Eine Ausstellung, die mit viel Engagement und noch viel mehr Liebe von Heiko Gast, ehemals aktiver Mitstreiter bei der BIGUZ (Bürgerinitiative gegen Umweltzerstörung) und heute Mitarbeiter der Gemeinde Mainhausen, vorbereitet wurde.

Durch die Ausstellung hatten die früheren Mitstreiterinnen und Mitstreiter die Gelegenheit alte Weggefährten zu treffen und die Erlebnisse nochmal Revue passieren zu lassen. „Wir wollen mit dieser Ausstellung den Widerstand ehren, an das erinnern was war und wir wollen gerade den jungen Mainhäusern zeigen, was hier geleistet wurde und das es sich durchaus lohnt zu kämpfen“, so Heiko Gast.

Bei der Begrüßung wurden inzwischen verstorbene Hauptakteure des Widerstands hervorgehoben - neben der SPD-Politikerin Helga Hildebrandt und dem Christdemokraten Hans Thiel, auch Eduard Bernhard, der sich als bayerischer Nachbar an der Spitze der Bewegung engagierte. Als "Urmutter des Widerstandes" wurde Gisela Steil begrüßt, die gemeinsam mit ihrem verstorbenen Mann, Karl Steil, den Widerstand weckte und bis zum Schluss begleitete. Schon 1972, als die ersten Pläne durchsickerten, zog Gisela Steil mit ihren Kindern und einem Gong schlagend durch den Ort und rief „Bürger wacht auf“. Diese und andere Geschichten wusste Gisela Steil zu berichten. Den alten Gong hatte sie selbstverständlich mitgebracht.

Der Satz „Wo Recht zu Unrecht wird, ist Widerstand Pflicht“ von Karl Steil, prägte den Abwehrkampf von der ersten Stunde an und danach handelten die Mainhäuser.  „Mehr als 20 Jahre Abwehrkampf, so heißt es immer“, stellte Bürgermeisterin Disser fest und verwies auf die Chronik in der erstellten Broschüre, „dort ist zu lesen, dass es 33 Jahre gedauert hat, bis das Ziel endgültig erreicht wurde.“ Die Einleitung eines Planfeststellungsverfahrens zur Errichtung einer Sonderabfalldeponie wurde bereits 1972 beantragt und das Ziel, die Ausweisung des Geländes zum Naturschutzgebiet wurde 2005 endgültig erreicht.

Die Höhepunkte des Abwehrkampfes waren die Enteignung der Gemeinde 1980, die gewaltsame Räumung des Hüttendorfs durch die Polizei 1981, der Erörterungstermin 1990 und der Kauf des Geländes durch die Gemeinde 1994. „Mainhausen war als das „gallische Dorf“ in aller Munde und auf diesen Titel, können wir stolz sein“, so Ruth Disser, „Mainhausen rückte eng zusammen, jeder tat was er konnte um zu helfen. Mainhausen zog an einem Strang und auch noch in die gleiche Richtung. Hier wurde Demokratie gelebt und Unrecht wurde wieder zu Recht.“

So sahen es auch die ehemaligen BIGUZ-Sprecher Knud Petzel und Wolfgang Klein, die es sich nicht nehmen ließen zur Ausstellungseröffnung anzureisen. Der langjährige, heute über 80-jährige Gutachter Ludwig Hochheim, Kelkheim, und Rechtsanwalt Wolfgang Baumann aus Würzburg zeigten mit Ihrer Anwesenheit, wie eng sie auch heute noch mit Mainhausen und dem Abwehrkampf verbunden sind.

Ab 1986 führte Dieter Gröning, Bürgermeister a.D., den Abwehrkampf mit an. Er unterstützte die BIGUZ nach Kräften und war oft an vorderster Front. Hierfür dankte ihm Bürgermeisterin Ruth Disser sehr herzlich.

Wie Ruth Disser am Tag der Ausstellungseröffnung erfuhr, hatte Mainhausen 3 einen eigenen „Bürgermeister“. Dies nahm sie zum Anlass und begrüßte den „weiteren Amtsvorgänger“ und Namensvetter Stefan Disser. Unter den Gästen und interessierten Ausstellungsbesuchern befanden sich Hüttendorferbauer, wie Thorwald Ritter, Hüttendorfbewohner, Urwiderständler, Träger des Umweltpreises der Gemeinde Mainhausen, Mitglieder des Gemeindevorstandes, Gemeindevertreter und Vertreter der Vereine. Wie schon vor 30 Jahren die Mainhäuser die Hüttendorfbewohner versorgten, wurden auch die über 150 Gäste bei der der Ausstellungseröffnung mit zahlreichen selbst gebackenen Kuchen verwöhnt. Ein Zusammenschnitt früherer Berichte der Hessenschau zum Thema Giftmülldeponie und Abwehrkampf lief das gesamte Wochenende, nahezu rund um die Uhr. Viele der Ausstellungsbesucher erkannten sich wieder und viele erinnerten sich durch diesen Film einmal mehr an Einzelheiten.

 

Download Broschüre "30 Jahre Jahre Räumung Mainhausen 3" (7 MB)